Historische Geschehnisse in Leck und der Karrharde aufzuarbeiten, steht seit Gründung unseres Geschichtsvereines auf der Agenda. Schon vor über einem Jahr war das Thema „Spiel ohne Grenzen“ bei den Aktiven in den Köpfen – am 05. Juni 1971 gewann damals das Lecker Team hier in Leck in der beliebten Familienfernsehsendung mit Camillo Felgen gegen das Team aus Jever. Auch in Jever erinnert man sich an das Datum der „Niederlage“ gegen Leck noch genau – so kam es im letzten Sommer zu einer ersten Kontaktaufnahme und einer Einladung für ein Rückspiel. Aufgrund der Coronapandemie und der damit verbundenen Einschränkungen wurde dieser Gedanke aber nicht weiter verfolgt.
Trotzdem wollte Hans-Martin Petersen, Vorsitzender des Geschichtsvereines, das Thema nicht gänzlich unter den Tisch fallen lassen. Einer der vier damaligen Teamtrainer, Hartmut Pietsch, hatte ihn erst vor kurzem auf den runden Jahrestag angesprochen. Auch Annelore Bünger (geb. Kock) war vor 50 Jahren als Aktive mit bei dem Event. Beide erinnern sich gerne an das großartige Spektakel und plauderten gegenüber Hans-Martin Petersen, Bürgermeister Andreas Deidert und Gemeindemanagerin Sabine Schwarz ein bisschen aus dem Nähkästchen.
Es gab vier Trainingsgruppen, die Trainer damals waren Hartmut Pietsch, Claus Vogelsang, Uwe Hill und Hartmut Münchow.
Über die Bundeswehr war damals viel zu erreichen.
Vom Fernsehsender wurde damals vorab das Thema „Till Eulenspiegel“ vorgegeben. Als einzige Information erhielten die Trainer eine Auflistung der zehn Spiele, die mit ein bis zwei Durchgängen absolviert werden mussten. Insgesamt wurden vom Sender (ARD) 18 Personen veranschlagt, die unterschiedlichste Qualifikationen vorweisen mussten. Das 2. Spiel „Die Fenster“ verlangte zum Beispiel „1 wendiger Mann, Mädchen: -“ – die Mädchen durften dann im Spiel Nr. 3 „Die Milchfrauen“ ihr Talent beweisen „3 kräftige Mädchen (nicht zu klein, schwer tragen können“
Einer der Trainer hatte noch Verbindungen zum Ort Wetter an der Ruhr, der schon über „Spiel ohne Grenzen“-Erfahrungen verfügte. Von dort kam der Tipp, sich mit dem Aufbauteam gut zu stellen und während des eine Woche dauernden Aufbaus im Stadion wertvolle Hinweise zu erhaschen. Auch nach dem Lecker „Spiel ohne Grenzen“ blieben die Kontakte geknüpft, jahrelange Freundschaften mit den internationalen Helfern entwickelten sich, man besuchte sich gegenseitig – so entstanden zumindest „Freundschaften ohne Grenzen“.
„Das Aushorchen vor Ort war ganz entscheidend!“
Im Marinemunitionsdepot in Enge-Sande (dem heutigen GreenTEC-Campus) wurde trainiert und erhaltene Tipps umgesetzt.
Dann kam der große Tag: Zum zweiten Mal seit Bestehen war unser Stadion ausverkauft (das erste Mal war ein Spiel des Fußballvereines von Westerland gegen Borussia Dortmund.) 10.000 Zuschauer unterstützen die wackeren Heldinnen und Helden und sorgten mit dafür, dass Leck den Heimvorteil gegen das Team aus Jever nutzen konnte. 150 Helfer von DLRG, Feuerwehr und anderen Vereinen unterstützen das gesamte Ereignis, auch der damalige Bürgermeister Katerberg bescheinigte eine „ausgezeichnete Organisation“! Aus den kleineren Pannen, die selbstverständlich auch passierten, konnte für die Zukunft gelernt werden…
Als Sieger durfte das Lecker Team dann mit rund 40 Aktiven am 1. September 1971 Deutschland in der internationalen Begegnung unter dem Motto „Wasserspiele“ gegen die Teams aus Einsiedeln, Schweiz; Libourne, Frankreich; Pesaro, Italien; Doetinchen, Niederlande; Bournemouth, Großbritannien und Ostende in Belgien vertreten – dort in Ostende fand das Turnier auch statt. Wenn man der Berichterstattung von damals glauben kann, wollten die „anderen Länder schon nicht mehr mitmachen, weil die Deutschen immer gewannen“.
So reihte sich in dieser Auseinandersetzung eine „Merkwürdigkeit“ an die andere: Ruderhalterungen lösten sich am Lecker Boot, belgische Kämpen konnten trotz Kapuzen noch sehen, ein Boot konnte nicht aufgepumpt werden, weil die Pressluftflasche leer war, die Kette am „deutschen“ Fahrrad riss – allerdings fuhr das der französische Fahrer, da die beiden Fahrer kurz vor dem Spiel die Räder getauscht hatten – und so ging es weiter…
Drei bis vier Mal pro Woche hatten die aktiven Lecker für Ostende hart trainiert, u.a. im Naturbad in Ladelund – und dann endete das Ganze in einem Desaster.
„Es war keine faire, sportliche Auseinandersetzung, sondern sollte nur reinen Unterhaltungswert bieten. Gegen die Tricks der anderen hatten wir keine Chance,“
fasst Hartmut Pietsch die Ereignisse vom September vor 50 Jahren zusammen. Pro forma wurde das Schiedsgericht angerufen, allerdings kam es zu keiner Einigung.
Trotz allem haben beide Aktiven gute Erinnerungen an die aufregende Zeit und noch diverse Erinnerungsstücke, Fotos und Zeitungsberichte aufbewahrt. Die Sammlung von Annelore Bünger durfte Hans-Martin Petersen für das Archiv des Geschichtsvereines in Empfang nehmen – dort kann sie nun aufbereitet und interessierten Geschichtsfreunden zugänglich gemacht werden. Die Erinnerung an die aufregenden Tage und den Moderator Camillo Felgen, der damals auch hier im Ort unterwegs war, u.a. in der Disco, behält sie im Herzen.
Danke für den Blick hinter die Kulissen!