Unser Mitglied Albert Panten aus Niebüll hat auf Nachfrage von Hans-Martin Petersen Hinweise zum Hof Kokkedahl gegeben – hier sein Text:
Kokkedahl
Der Flurname Kokkedahl lässt sich in die Anteile Kokke- und –dahl zerlegen. Die dort gelegenen Höfe trugen danach diese Bezeichnung. Die Lage um 1878 zeichnet sich nach der Preußischen Landesaufnahme auf dem Messtischblatt wie folgt ab:
Trotz aller Erfindungsgabe scheint danach zuerst nur ein Hof existiert zu haben; man vergleiche mit der Karte von 1878, wo am Wege östlich von Kokkedahl am Knie eine Anhöhe eingetragen ist, die eventuell als Standort in Frage kommt, denn – das ergibt sich aus urkundlichen Unterlagen – die späteren zwei Höfe gehen auf einen einzigen Besitz zurück, der im 15. Jahrhundert zum Gute Klixbüllhof gehörte, das mit dem Hardesvogt Anders Sönnichsen zuerst in Erscheinung getreten ist.
Ein Text aus dem Register Christian I. (ins Hochdeutsche vertieret):
Anders Sonnikeßen kriegte einen Brief für sich und seine Erben auf die Landgüter zu Leck, die Peter Hayeßen zu bewohnen pflegte, zu ewigen Zeiten; sonderlich soll er alle Jahre davon geben vier Mark Pfennig zu Nutzen unseres Schlosses Tondern.
Gegeben zu Gottorf am Sonntage Jubilate, Anno domini 1473.
Ihn beerbten die ehelichen Söhne Hans und Momme Andersen. Hans erhielt Klixbüllhof und Momme den Komplex, der später Karrhardehof oder Südklixbüll genannt wurde. Beide Anwesen existieren auch heute noch, doch sind die zahlreichen Landsassen in den Dörfern des Umkreises längst abhanden gekommen. Nur die überlieferten Urkunden geben Namen und Orte.
Im Falle Kokkedahls ergebens sich nach der Provenienz zwei Überlieferungslinien, aus denen die Entwicklung der Ortsbezeichnung erschlossen werden kann:
zu Klixbüllhof | zu Südklixbüll=Karrhardehof |
1555 Detleff Hansen tho Kokedall | 1543 Anders Hansen Kockdal |
1562 Hans Hinricksen tho kockedal | |
1572 Hans Hansen van kakedael | |
1623 Iver Kakedall in Kackedall | |
1710 Tönnieß Wulff, frey Pflug Kockedahl | 1686 Friedrich Friedrichsen Kockedahl vom Gut freigekauft |
1796 Bonnich Petersen Hans Petersen |
Es ergeben sich also diverse Varianten:
Kokedall, Kockedal, Kakedael, Kackedall, Kockedahl, Kockdal. In –dal ist das -a- lang zu sprechen; das beweisen Dehnungs –h- und –e-. Die Schreibung der Vorsilbe
mit –ck- zeigt ein kurzes –o- an, das dem dänischen å entspricht, daher auch die Varianten mit -a-, also einem kurzen, dumpfen a, das dem kurzen o nahekommt.
Damit gelangt man zur Bezeichnung Kock mit der Bedeutung Hahn, insgesamt also Hahnental. Hier werden zur Zeit der Flurnamenbildung wahrscheinlich Hähne
verschiedenster Provenienz präsent gewesen sein: Auerhahn, Birkhahn usw. Ich übersende dazu eine Abschrift einer Handschrift, die mir vor Jahren vor das
Objektiv gekommen ist:
Kockerdal = Hahnental ?
In plattdänischer Mundart sagt man zum Haushahn Kok oder Kokkermand. Mehrere Generationen hindurch war Kokkedahl im Besitz der Familie Brodersen. Der letzte Besitzer war Peter Brodersen, der 1901 gestorben ist. Früher waren es 2 Besitze, die durch Heirat miteinander vereinigt wurden. Eine Baumgruppe im Südwesten des Hofes zeigt die Stätte des 2. Besitzes an. Letzterer war von 1857-1860 an Dethlef Hansen, den Vater von Fräulein Marie Hansen, Bergstraße, verpachtet.
Da Dethlef Hansen starb, wurde der Witwe eine Jahrpacht erlassen. Als hier früher einmal das Vieh unter der Pest einging, wurde es im Stall begraben. Als Folge davon, so behauptet man, starben alle Kälber unter 9 Tagen alt, so daß man ältere Kälber kaufen mußte. Als einmal der Maler Dethlef Petersen, Großvater des Malers Dethlef Petersen in der Allee bei Dethlef Hansen malen sollte, blieb er im Pesel plötztlich stehen und stierte vor sich hin. Später erzählte er, daß er Dethlef Hansen als Leiche vor sich gesehen hätte. – Peter Brodersen war unverheiratet und hatte keine Geschwister. Als er 1901 starb, wurde der ganze Besitz, wozu auch Klein-Kockerdal auf Klintumfeld gehörte, 190 Demat groß, von Christian Behrendsen käuflich erworben. Da Peter Brodersen die letzten Jahre den Besitz verpachtet hatte, war kein Vieh auf dem Besitz und das Land in einem schlechten Kulturzustand, daher war der Kaufpreis niedrig – 38299 M. Christian Behrendsen hat später das Land für Klein-Kockerdal verkauft (18 ha 97 a, 18 m²).
Unter dem Tagelöhner Nickelsen war es ein Rentengut, der Besitz wurde stark vernachlässigt und war darum das Schmerzenskind der Rentengutsverwaltung. Der jetzige (damalige) Besitzer, der im neuerbauten Hause wohnt, ist Ingwersen. Christian Brodersen hat 1908 den Besitz an seinen Sohn abgetreten.
Da Peter Brodersen auf seinem eigenen Grund und Boden nach Leck gehen wollte, kaufte er ein Stück Land, wo jetzt Hans Jessen, Toftstraße, wohnt, bis an den Tweng. Peter Brodersen schloß sich nicht jedem an. Seine Vertrauten waren Thomas Iwersen, Kirchhof und Wollesen, Smörholm. Die Eichen-Anpflanzung beim Hause hat Brodersen durch das Legen von Eicheln entstehen lassen. Da die Eichen zu dicht standen, gab Thomas Iwersen ihm den Rat, die kleineren zu entfernen. Brodersen sagte aber, die Natur wird sich selber helfen, die stärkeren werden sich behaupten, so ist es ja auch bei den Menschen. Als das jetzt ältere Schulhaus in Leck gebaut werden sollte, hielt Brodersen als Schulvorstandsmitglied sehr darauf, daß doch die Kinder genügend Licht und Luft hätten. Frenzel sen. als Baumeister der Schule durfte nicht allein das Holz für den Bau besorgen, sondern Thomas Iwersen mußte mit nach Flensburg, damit nur gutes Material angeschafft werde. Thomas Iwersen machte Brodersen den Vorschlag, in seinem Testamente 20 000 M als Legat für die Schule auszusetzen, denn sein Geld würde ja an Erben gehen, die ihn im Leben wenig gerechnet und geliebt hätten. Brodersen lehnte aber ab, denn, wer Testament macht, muß sterben.
Albert Panten – 01. 07. 2021
((Ursprünglich war ein Demat ein vorwiegend in den Marschgebieten der Westküste Schleswig-Holstein gebräuchliches Flächenmaß. Ein Demat entsprach etwa 5650 qm, also dasjenige Maß, das die Größe der Fläche bezeichnet, die ein leistungsfähiger Arbeiter an einem Tag mit der Sense mähen konnte)).