Wir freuen uns immer über interessierte Gäste bei unseren Veranstaltungen. Wenn nicht anders aufgeführt, ist der Eintritt frei – wir freuen uns aber auch über Spenden, um unsere Arbeit zu finanzieren.
Offene Geschichtswerkstatt
Jeden Dienstag von 15 Uhr bis 17 Uhr (Marktstraße 7 – 9, Nebeneingang Rathaus)
Gerne können Sie auch einen Termin mit uns vereinbaren. Sie erreichen uns unter info@geschichtsverein-leck.de
Gregers Nissen (1867-1942) gehört zu den fast vergessenen Fahrradpionieren. Schon in den 1890er-Jahren und noch lange danach setzte er sich für das Radfahren als Breitensport ein. Er schätzte den gesundheitlichen Nutzen und die Verbundenheit mit der Natur beim Wanderfahren. Woher aber kam die Fahrradbegeisterung des gebürtigen Nordfriesen? Verfolgte er auch politische Ziele? Auf der Grundlage von zahlreichen Quellen beschäftigen sich die Autoren sowohl mit Nissens Jugend als auch mit seinem Wirken im Radsport und seiner Position in der Weimarer Republik und NS-Zeit.
Der Geschichtsverein Leck und Karrharde e.V. lädt in Kooperation mit dem Gemeindemarketing während des STADTRADELNs ein zu einem Vortrag von Autor Oliver Leibbrand am 24. Mai 2023 um 19 Uhr im Rathaus Leck.
Der Eintritt ist frei, um einen kleinen Obolus zugunsten des Altonaer Bicycle Clubs von 1869/80* wird am Ausgang gebeten.
Gregers Christian Nissen (* 3. Mai 1867 in Soholm; † 20. Juni 1942 in Hamburg) war Volksschullehrer und Vater von zehn Kindern. Er selbst war mit sieben Jahren verwaist und wuchs in Leck bei Verwandten auf. Schon früh erwarb er ein altes Hochrad aus Eisen, das er selbst instand setzte. Zum Studium zog er 1885 nach Eckernförde; dort gehörte er 1887 zu den Mitbegründern der „RG Eckernförde“. Er unternahm weite Reisen mit dem Fahrrad, anfangs noch auf seinem Hochrad.
1890 wurde Nissen als Lehrer nach Altona versetzt. Schon im selben Jahr wurde er zum Ersten Vorsitzenden des ältesten deutschen Radsportvereins, des Altonaer Bicycle-Club von 1869/80, gewählt. 1891 trat Nissen dem Gau-Vorstand des Deutschen Radfahrer-Bundes (DRB) bei; als solcher organisierte er im Jahr darauf eine „Huldigungsfahrt“ mit rund 1200 Teilnehmern nach Friedrichsruh, dem Wohnsitz des ehemaligen deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck.
Von 1893 an bekleidete er über Jahrzehnte beim DRB und später beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) das Amt des „Wanderfachwarts“ und wurde „Prophet des Radwanderns“ genannt. 1915 regte Nissen (vergebens) die systematische Anlage von Radfahrwegen nach dem Vorbild der Niederlande in Deutschland an. Er initiierte zu diesem Zweck die Kampagne „Schafft Radfahrwege für Stadt und Land!“, die von bekannten Persönlichkeiten, unter ihnen Carl Diem, unterzeichnet wurde.
Besondere Verdienste um das Radwandern erwarb sich Nissen auch durch das Verfassen umfangreicher Literatur sowie dem Erstellen von Radwanderkarten. Sein Buch „Das Wanderfahren auf dem Rade“ erschien bspw. in mehreren Auflagen.
Zusammen mit seinem Freund und Topographen Robert Mittelbach erstellte er ein Konzept für Radwanderkarten. Diese erschienen zwischen 1886 und 1896 in 82 Blättern als Deutsche Strassenprofilkarten für Radfahrer im Maßstab 1 : 300 000 in Mittelbachs Verlag. Sie hatten eine Größe von 40 × 32 cm, waren einseitig farbig bedruckt und – wie damals üblich – auf Leinen aufgezogen, um sie reißfest zu machen. Auf der Karte waren die wichtigsten Verbindungen zwischen den Ortschaften als gerade Linien dargestellt, an denen – in unterschiedlichen Rottönen zur Kategorisierung der Straßen nach Befahrbarkeit – die Höhenprofile der Strecken sozusagen auf die Seite geklappt waren. An diesen Profilen konnten die Steigungen und die Länge der Strecken abgelesen werden. Die Karten wurden bis zum Ersten Weltkrieg verlegt.
Nissen starb 1942 kurz nach seinem 75. Geburtstag.
Ende Oktober 2017 erschien die erste Biografie in Buchform über Gregers Nissen überhaupt. Der Historiker Lars Amenda und der Pädagoge Oliver Leibbrand (Altonaer Bicycle-Club von 1869/80) haben mehrere Jahre lang recherchiert und zahlreiche bislang unbekannte Quellen ausfindig machen können. Auf Basis dessen erzählen sie Gregers Nissens Leben und Wirken und beleuchten die vielen Stationen seiner niemals erloschenen Leidenschaft für das Radfahren und Radreisen.
Das Buch der beiden sowie ein Reprint des Nissen-Büchleins „Von Hamburg auf dem Rade nordwärts“ können bei der Veranstaltung käuflich erworben werden.
Aus dem Vorwort von „Gregers Nissen. Fahrradpionier und Reiseschriftsteller“
Vor genau 120 Jahren veröffentlichte Gregers Nissen (1867-1942) diesen Reiseführer inmitten des großen Fahrradbooms der Jahrhundertwende. Der Volksschullehrer Nissen gehörte zu den wichtigsten Fürsprechern des „Radwanderns* und wollte mit diesem Büchlein Wege aufzeigen, die nähere und weitere Heimat zu erkunden und kennenzulemen. Nissen schlagt zwei Touren vor: entlang der Westküste nach Sylt – und damit in seine nordfriesische Heimat – und entlang der Ostseeküste nach Kopenhagen.
Gregers Nissen wirkte als langähriger Vorsitzender des Altonaer Bicycle-Clubs von 1869/80 (ABC), brachte Fahrradkarten heraus, setzte sich für den Radwegebau ein und genoss wegen seines Einsatzes auf dem Gebiet des internationalen Radtourismus hohes Ansehen. Mit dem Fahrrad erkundete er ganz Europa und schrieb zahlreiche Reiseberichte und Ratgeber: Im Namen des ABC* geben wir „Von Hamburg auf dem Rade nordwärts“ neu heraus und möchten diese reiche fahrradhistorische Quelle wieder zugänglich machen.
Wir bedanken uns bei allen Unterstützern und Helfern im ABC und bei den externen Förderern. 1979 hatte bereits die Staatliche Pressestelle des Hamburger Senates einen Reprint veröffentlicht, der als Vorlage dienen musste, da kein einziges Original erhalten geblieben ist
Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre oder gar beim Erkunden der historischen Routen.
Hamburg-Altona und West-Bargum (Nordfriesland)
im Mai 2017
Oliver Leibbrand und Lars Amenda
für den Altonaer Bicycle-Club von 1869/80
* Der Altonaer Bicycle-Club von 1869/80 ist der älteste Bicycle-Club der Welt. Mehr Infos unter www.altonaer-bicycle-club.de