Der Geschichtsverein Leck und Karrharde e.V. lädt in Kooperation mit dem Gemeindemarketing Leck am 24. Mai 2023 herzlich ein zu einem Abend über den Fahrradpionier Gregers Nissen. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr im Rathaussaal. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
Anmeldung bei Hans Martin Petersen unter Tel. 04662 883571 oder mobil 0162 9379990 oder per Mail unter info@geschichtsverein-leck.de.
Diese Veranstaltung findet im Rahmen der Aktion „STADTRADELN“ statt.
Wir freuen uns über einen spannenden Vortrag von Oliver Leibbrand über den „zähen Friesen Gregers Nissen“ und die Entwicklung des Radsports. Gert Nissen, ebenfalls Mitglied im Altonaer Bicycle-Club, bietet zur Lesung einen kleinen Büchertisch mit aktueller Literatur, rund um die Themen „Fahrrad“ und „Radsportgeschichte“, an. Vor und nach der Veranstaltung können Interessierte schmökern und natürlich auch Bücher kaufen. Auch das Buch über Gregers Nissen und vielleicht sogar eine Neuauflage seines Radreiseführers „Von Hamburg auf dem Rade nordwärts“ können dort erworben werden.
Oliver Leibbrand aus Bargum ist Lehrer des Förderzentrum Südtondern und tätig an den Grundschulen Achtrup/Ladelund sowie unserer Gemeinschaftsschule in Leck. Seine Abschlussarbeit an der Uni verfasste er – als begeisterter Radfahrer – über den ältesten Fahrradverein der Welt, den Altonaer-Bicycle-Clubs von 1869/80, kurz ABC.
Der Altonaer Bicycle-Club von 1869/80 ist der älteste Bicycle-Club der Welt und wurde am 17. April 1869 als „Eimsbüttler Velocipeden-Reit-Club“ (EVRC) gegründet. Die „Velozipedenreiter“ versuchten für die Akzeptanz des prestigeträchtigen und teuren Pioniersports zu werben und fuhren im Saal, auf der Straße und bei Rennen. Das Veloziped kam jedoch schnell wieder aus der Mode.
Anfang der 1880er Jahre änderte der „Reit-Club“ seinen Namen in „Altonaer Bicycle-Club von 1869/80“ (ABC) und gab sich den prestigeträchtigen Zusatz „aeltester Bicycle-Club der Welt“. In dieser Zeit waren bereits Hochräder modern, die wegen der zumeist englischen Herkunft auch „Bicycles“ genannt wurden und die deutlich sportlicher und schneller als die vorherigen Velozipede waren.
Das Radwandern entwickelte sich später zum neuen Schwerpunkt des Vereins. Hierfür setzte sich besonders der Lehrer und langjährige Vorsitzende Gregers Nissen (1867-1942) ein. Der „Prophet des Radwanderns“, wie Nissen aufgrund seiner unermüdlichen Aktivitäten getauft wurde, zog 1890 nach Altona und trat sofort in den renommierten ABC ein.
Nissen schrieb zahlreiche Rad-Wanderführer, engagierte sich für den Radwegebau, war Wanderfahrwart im Deutschen Radfahrer-Verband und gab spezielle Kartenwerke für Radfahrer heraus.
Der ABC besteht heute noch, mehr als 150 Jahre nach seiner Gründung. 1996 konnte der Verein zwar seine Gemeinnützigkeit nicht mehr nachweisen und wurde 2001 sogar aus dem Vereinsregister gelöscht, aber im Spätsommer 2013 gründete ein Kreis von Radsportlern und fahrradhistorisch Interessierten den ABC wieder. Zu ihnen gehörten auch Oliver Leibbrand und Lars Amenda, die gemeinsam ein Buch über den Fahrradpionier Gregers Nissen aus Soholm geschrieben haben.
„Fahrradfahren, Fahrradtouren, Radwege und Reiseliteratur“
Schon vor rund 120 Jahren setzte sich der nordfriesische Volksschullehrer Gregers Nissen für die Akzeptanz des Fahrradfahrens ein
Der junge Student Gregers Nissen gehörte zu den Fahrrad-Pionieren im Norden Deutschlands. Er kaufte sich ein handgearbeitetes Hochrad aus Eisen für die damals sehr hohe Summe von 300 Mark und setzte es in Stand. Nissen zog zum Studium 1885 nach Eckernförde und gründete dort mit Gleichgesinnten den „Radfahrverein Eckernförde von 1887“.
Geboren wurde Gregers Christian Nissen, so sein vollständiger Name, am 3. Mai 1867 als Bauernsohn in dem nordfriesischen Ort Soholm. Beide Eltern starben an Tuberkulose. Der Lehrer und Organist Hans Carl Carstensen, aus dem nahegelegenen Leck, nahm den verwaisten Jungen auf und förderte ihn. Mit dem Verkauf des elterlichen Hofes wurde das Studium in Eckernförde finanziert. Nach dem Abschluss seines Studiums wurde Nissen Volksschullehrer und 1890 nach Altona versetzt. Er heiratete die Tochter seines Ziehvaters Johanna Wilhelmine Carstensen. Schon ein Jahr davor, 1889, war der erste Sohn Georg geboren worden, dem noch neun weitere Geschwister folgten.
Um seine Großfamilie zu ernähren und seinem teuren Radsport nachzugehen, arbeitete Nissen neben seiner Tätigkeit als Lehrer auch als Organist, leitete einen Kirchenchor und spielte Klavier in Hamburgs „gutsituierten“ Kreisen. Darüber hinaus gab er Nachhilfeunterricht und komponierte. Neben seinen Hobbys der Malerei und Fotografie schaffte er es auch noch, seiner größten Leidenschaft, dem Radsport, nachzugehen.
1891 übernahm er den Vorsitz des Altonaer-Bicycle-Clubs von 1869/80. Hier versammelte sich das Bürgertum und die Schwerpunkte lagen beim Wanderfahren, Saalsport (Kunstradfahren, Radball und Radpolo) und regelmäßigen gesellschaftlichen Zusammenkünften.
Nissen setzte sich Zeit seines Lebens besonders für den gesundheitlichen Nutzen des Radfahrens ein. Das sogenannte Radwandern und der Radtourismus lag ihm besonders am Herzen. Er hatte zahlreiche Führungspositionen in verschiedenen Verbänden inne und entwickelte als Wanderfachwart ein besonderes Engagement für den Radwegebau. So forderte er Wanderwege für Radfahrer in ganz Deutschland und Europa, Radwege in den Städten, freie Überschreitung der Grenzen und Radfahrerheime in Stadt und Land.
Der renommierte Radsportjournalist, Fredy Budzinki, erinnerte sich zum 100. Geburtstag Nissens unter der Überschrift: „Der König der Wanderfahrer, Der Vater der Radwege Von Gregers Nissen haben wir`s gelernt! Gregers Nissen unvergessen“ an die Reaktion auf diese Forderung: „Man hielt ihn für einen armen Irren, aber er hielt mit der Zähigkeit des alten Friesen an diesen Plänen fest.“
Quellen
www.altonaer-bicycle-club.de/geschichte/
history-altonaear-bicycle-club.tumblr.com/post/123109570424/gregers-nissen-1867-1942-fahrradpionier-und