Nachdem der Geschichtsverein Leck und Karrharde die Möglichkeit erhielt, in dem leer stehenden Laden in der Hauptstraße 39 eine „kleine Zeitreise“ in Form eines fortlaufendes Vortrages im Schaufenster zu zeigen, war schnell klar, dass das alte Geschäftshaus mit seinen zwei Läden ein paar extra Informationen „verdient“.

v.l. Telse Nommensen, Anne Gudat, Sabine Detert und Hans-Martin Petersen
So hat Sabine Detert als „Handelsbeauftragte“ des Geschichtsvereins mit der Recherche begonnen und konnte einiges in Erfahrung bringen, dass der Geschichtsverein allen Interessierten gern zur Kenntnis gibt.
Die Hauptstraße 39 und 41 macht den Anfang einer kleinen Reihe, die Informationen für das nächste Geschäftshaus sind schon in Planung. Die ganze Geschichte mit einigen historischen Zeitzeugen in Form von Kaffee- und Backutensilien und einer kleinen Bildershow findet sich im Ladenlokal zwischen der Boutique „Allegra“ und der Eisdiele „Gelateria da Gava“.
Das Geschäftshaus in der Hauptstraße 39 und 41 mit seinen zwei Läden hat eine lange Tradition. Bereits vor über 100 Jahren im Jahre 1912 wurde dies fotografisch eindrucksvoll dokumentiert. Doch auch schon vor 1900 waren in der Hauptstraße 39 zwei Geschäfte angesiedelt, links gab es einen Barbier, rechts einen Schlachter. Dieses Haus brannte um 1911 ab. Der Neubau erfolgte im Jahr 1912, ausgeführt von Friedrich Andreas Wulf.
Prächtig nimmt sich das Haus seinerzeit aus und wer heute einmal von der gegenüberliegenden Straßenseite auf das Haus blickt, wird das ursprüngliche Geschäftshaus trotz der in den Jahren durchgeführten Veränderungen immer noch erkennen können.
In dem linken Laden (Nummer 41) waren Geschäfte zu finden, an die sich der eine oder andere sicher noch erinnert: So war wohl bis Ende der 1950er/Anfang der 1960er Jahre der Kaffeehändler „Thams & Garfs“ dort beheimatet.
Heinrich Thams und Friedrichs Garfs gründeten 1908 den Thams & Garfs – Konzern. Firmensitz waren Hamburg und Schwerin. In den Folgejahren wurden selbstständige Niederlassungen und unselbstständige Filialen in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Ostdeutschland eröffnet.
Auch wenn die Geschäftsform unterschiedlich war, firmierte man gemeinsam unter dem Namen „Thams & Garfs“.
Besonders bekannt war die Kaffeesorte „Thaga-Kaffee“, später wurde das „Thaga“-Sortiment auf weitere Lebensmittel ausgeweitet.
In den 1930er Jahren bestanden im gesamten deutschen Reich etwa 1.200 (!) „Thams & Garfs“ Geschäfte und erst im Jahre 1985 wurde die Firma aufgelöst.
Der „Thaga-Kaffee“ wird bis heute noch vereinzelt in Norddeutschland verkauft, so u. a. bei Boy Delikatessen in Ahrensburg.
Auch in der rechten Hälfte des Geschäftshauses (Nummer 39) waren seit seinem Bestehen bekannte Läden beheimatet. Zu Zeiten von „Thams & Garfs“ etwa verkaufte im rechten Laden der Tabakhändler Jürgen Nommensen alles, was man zum Rauchen brauchte.
Den Tabakladen hat später Frau Afrath übernommen. Dem Tabakladen von Frau Afrath folgte 1977 das „Sporthaus Petersen“. Die Boutiquen „Romeo und Julia“ sowie „Pur by Donnerlüttchen“ waren hier anschließend über Jahre zu finden, zuletzt beherbergte dieser Teil des Hauses das „Hobbyland“.
Nachdem „Thams & Garfs“ ihren Laden aufgegeben hatten, siedelte sich ab 1971 das „Schuh-Paradies“ von Andreas Petersen (Dres Klotzenmoker) in dem Laden an. Andreas Petersen war der Vater von Hellmut Petersen, der das „Spielzeugparadies“ in der Hauptstraße 47 betrieb, wo vorher auch der Schuhladen und das Sporthaus beheimatet waren. Nach dem „Schuhparadies“ war die Boutique „Tend Line“ in der Hauptstraße 41 zu finden und heute betreibt Gesa Meisner dort ihre Boutique „Allegra“.
Quellenangaben
Inhalt und Bilder Thams&Garfs: Kaffeetraditionsverein
alle Fotos Hauptstraße 39/41: Fotostudio Hemstedt
Foto Hennings Hotel „Chronik des Marktortes Leck“ von Georg Köster